Die häufigsten Compliance-Fehler – und was wirklich schiefläuft
1. Übersprungene oder verspätete LUCID-Registrierung
Was passiert:
Produkte dürfen nicht verkauft werden; Marktplätze und Händler können dich sofort delisten (auslisten).
Hauptursachen:
- Fälschliche Annahme, dass Importeur, Logistikdienstleister (3PL)oder Händler die Registrierung übernehmen
- Expansion nach Deutschlandohne vorherige Compliance-Planung
Lösung:
- Registriere dich vor dem ersten Verkauf.
- Lege in Verträgen klar fest, wer der „Hersteller“im Sinne des Gesetzes ist (also wer die befüllte Verpackung zuerst in Deutschland in Verkehr bringt).Integriere LUCID-Checks in interne Freigabeprozesse (z. B. Produktlaunches, Händler-Onboarding).
2. Kein (oder falsches) duales System gewählt
Was passiert:
Ohne gültige Systembeteiligung fehlt die Finanzierung der Rücknahme → Gesetzesverstoß; bei falscher Wahl drohen überhöhte Kosten und unnötiger Verwaltungsaufwand.
Hauptursachen:
- Glaube, dass LUCID-Registrierung allein genügt
- Auswahl eines Systems ohne Vergleichvon Materialkategorien, Gebührenmodellen und Serviceleistungen
Lösung:
- Vertrag mit einem seriösen dualen Systemabschließen.
- Fristen für Verlängerungen in den Kalender aufnehmen; rechtzeitig erneuern und mehrjährige Planung etablieren, um Unterbrechungen zu vermeiden.
3. Unvollständige oder fehlerhafte Mengendeklaration
Was passiert:
Bußgelder, Korrekturmeldungen und Vertrauensverlust bei Behörden und Partnern.
Hauptursachen:
- Zersplitterte Datenquellen(ERP-System, Logistikpartner, Verpackungslieferanten)
- Manuelle Excel-Tabellenmit Versionskonflikten
Lösung:
- Erstelle eine zentrale Datenbasis(„Single Source of Truth“) mit Artikeldaten, Verpackungsmaterialien und Länderrouting.
- Vergleiche quartalsweisedrei Perspektiven:Einkauf (eingekaufte Materialien),Logistik (nach Deutschland gelieferte Einheiten),Finanzen (lizenzierte Mengen).
- Verwende Toleranzgrenzen und Dashboards, um Abweichungen vor der Meldung zu erkennen.
4. Fehlende jährliche Aktualisierung und Gesetzesbeobachtung
Was passiert:
Veraltete Verfahren bleiben bestehen; neue Pflichten (z. B. Marktplatznachweise, Rücknahmehinweise, Kennzeichnungspflichten) werden übersehen.
Hauptursachen:
- „Set-and-forget“-Mentalität in der Compliance
- Kein Verantwortlicher für regulatorisches Monitoring
Lösung:
- Regulatory Ownerbenennen (interne Zuständigkeit).
- Newsletterund Regelupdates der LUCID und deines dualen Systems
- Führe einmal jährlich einen „VerpackG-Health-Check“ durch – vor allem vor der Hochsaison: Prüfe Geltungsbereich, Verträge, Datenqualität und Website-Angaben.
Schnelldiagnose: Bist du gefährdet?
- Hast du eine aktive LUCID-Nummer, die mit deiner juristischen Personverknüpft ist?
- Ist jede B2C-Verpackungbei einem dualen System lizenziert, und hast du Vertrag & Nachweis vorliegen?
- Kannst du einen 12-Monatsberichtmit Material- und Gewichtsdaten vorlegen, der deine Deutschlandlieferungen abbildet?
- Sind deine B2C/B2B-Abgrenzungendokumentiert und begründet?
Wenn du eine dieser Fragen mit „Nein“ oder „Nicht sicher“ beantwortest, setze Prioritäten in dieser Reihenfolge:(1)LUCID-Registrierung,(2)Auswahl & Vertragsabschluss mit dualem System,(3)Datenqualität,(4)Dokumentation,(5)Laufendes Monitoring.
Fazit: Compliance als Wettbewerbsvorteil
Die Einhaltung des Verpackungsgesetzes ist mehr als eine gesetzliche Pflicht – sie ist ein Bestandteil eines professionellen Betriebsmanagements, das Vertriebskanäle sichert,Vertrauen in die Marke stärkt und Nachhaltigkeitsziele unterstützt.Durch klare Verantwortlichkeiten, korrekte Verpackungsklassifizierung, strukturierte Datenerfassung und jährliche Überprüfung lässt sich aus einem potenziellen Problem ein echter Wettbewerbsvorteil machen.Je früher du diese Prozesse implementierst – insbesondere vor Produkteinführungen und saisonalen Spitzen –, desto geringer sind die Kosten, desto weniger Überraschungen gibt es, und desto stärker positionierst du dich auf dem deutschen Markt.